Bernhard von der Schulenburg (1427–1469) wurde im Jahre 1448 mit seinen Brüdern Busso und Matthias durch Lehnbrief Erzbischofs Friedrich von Magdeburg zu rechten männlichen Lehen belehnt.
Die von ihm begründete mittlere Linie des weißen Stammes derer von der Schulenburg war trotz geringer politischer Präsenz über mehrere Generationen hinweg territorial bedeutsam. Nach der Einigung mit seinen Brüdern erhielt Bernhard VIII. den Alten Hof in Angern neben der Kirche; doch verlor sein Zweig im Verlauf des 16. Jahrhunderts schrittweise seinen Besitz, bis schließlich 1561 sein Nachkomme Christoph III. von der Schulenburg die letzten Anteile veräußerte und der mittlere Zweig damit im Mannesstamm erlosch.
Bernhard VIII. von der Schulenburg und seine Nachkommen bis zum Aussterben des Hauses Erdeborn-Schochwitz
Im genealogischen Gefüge des weißen Stammes der Familie von der Schulenburg bildet die von Bernhard VIII. († nach 1453) begründete mittlere Linie einen eigenständigen, historisch weniger prominenten Zweig, dessen Bedeutung vor allem in territorialer Hinsicht sichtbar wird. Während die ältere Linie unter Busso I. und die jüngere Linie unter Matthias I. politische und militärische Akzente in der brandenburgischen Adelsgeschichte setzten, trat Bernhard VIII. kaum öffentlich hervor. Dennoch war er als kurfürstlicher Rat und Mitglied des Schwanenordens ein in höfischen Kreisen anerkannter Vertreter seines Standes.
Bernhard VIII. wird in brandenburgischen Urkunden meist gemeinsam mit seinen Brüdern genannt. Er war Mitbeteiligter an zentralen Transaktionen der Familie, etwa beim Erwerb von Angern und bei den umfangreichen hildesheimischen Pfandgeschäften. Seine Wohnsitznahme in Beetzendorf lässt sich archivalisch belegen: Am 25. April 1453 kaufte er von Vettern mehrere Gebäude nahe der dortigen Burg.
Sein älterer Sohn, Bernhard X., trat kurzfristig in den Besitz des Schlosses Arneburg, das ihm am 10. April 1482 verpfändet, jedoch bereits 1485 durch den Kurfürsten wieder eingelöst wurde. Danach übernahm er die Pfandschaft an der halben Burg Erxleben von Dietrich VI., bis 1505 eine Rücklösung durch Busso von Alvensleben erfolgte.
Der jüngere Sohn, Fritz V., wurde als der letzte „echte Ritter“ des Hauses bezeichnet – eine Würde, die er durch eine Wallfahrt ins Heilige Land vorbereitete und schließlich auf Empfehlung des Kurfürsten Johann erhielt. Für seine Dienste erhielt er eine Zuweisung von 600 Gulden zur Bestreitung seiner ritterlichen Ausgaben. In der Zeit vor 1490 geriet Fritz in eine Fehde mit Titke von Lüderitz gegen Ludolf Verdemann, Propst zu Dambeck, was in der Bannung durch den Bischof von Verden gipfelte. Die Aufhebung des Bannes erfolgte unter harten Bedingungen im Juni 1490. Die Wallfahrt kann als Teil der erzwungenen Sühne gedeutet werden.
Fritz V. trat zudem in den Dienst des Lüneburger Herzogs Heinrich des Mittleren und erhielt 1492 das Schloss Brome als Mannlehen, mit der Verpflichtung zur Sicherung der Reichsstraßen. Sein Sohn Fritz VII. verkaufte 1548 das Schloss Brome und zog sich nach Tülau zurück, das außerhalb des Verkaufs lag. Der Familienzweig führte daher den Namen „von der Schulenburg zu Tülau“.
Spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts starb der Mannesstamm dieses Zweigs aus. Der letzte bekannte männliche Nachkomme blieb ohne Erben. Auch die Beteiligungen an Beetzendorf gingen verloren: Sie wurden an Levin I. von der schwarzen Linie (Nr. 137) veräußert, wenn auch unter Rückkaufsvorbehalt.
Die mittlere Linie verlor damit sukzessive ihren territorialen Besitz. Besonders der Ast Schochwitz–Erdeborn, als letzter markanter Vertreter, erlosch endgültig. Die mit diesem Aussterben verbundene Rückführung der Güter in andere Familienlinien – oder ihr Verlust an konkurrierende Häuser – markiert ein häufiges Phänomen im spätmittelalterlichen Adelsgefüge: genealogische Fragmentierung bei gleichzeitiger Besitzkonzentration zugunsten der überlebenden Linien.
Quelle
- Graf von der Schulenburg, Dietrich Werner / Wätjen, Hans: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg (1237–1983), Wolfsburg: Selbstverlag, 1984 – eine umfassende Familiengeschichte mit detaillierten genealogischen, historischen und besitzgeschichtlichen Darstellungen, insbesondere zur Teilung des weißen Stammes und zur Rolle Busso I. von der Schulenburg.